Wenn die Welt leiser wird
Der November hat seine ganz eigene Stimmung. Er ist weder golden noch weiss. Er ist grau. Still. Und manchmal schwer. Wenn die Tage kürzer werden und das Licht sich rar macht, spüre ich, wie auch in mir etwas leiser wird. Ich funktioniere, mache weiter – und doch zieht mich diese Jahreszeit immer ein wenig nach innen. Früher habe ich das bekämpft. Heute versuche ich, es zuzulassen.
Warum uns der November so herausfordert
Der sogenannte Novemberblues – dieses diffuse Gefühl aus Müdigkeit, Melancholie und Rückzug – ist kein persönliches Versagen. Es ist ein Spiegel der Natur. Die Welt draussen zieht sich zurück, die Bäume verlieren ihr Blätterkleid, das Licht verschwindet früh. Unser Körper und Geist reagieren darauf. Nur leben wir in einer Gesellschaft, die selbst dann noch Tempo erwartet, wenn alles in uns nach Ruhe ruft.
Zwischen Nebel, Kerzenlicht und Selbstfürsorge
Früher habe ich versucht, dem entgegenzuwirken: mit To-do-Listen, Ablenkung, künstlicher Helligkeit. Heute weiss ich, dass genau das oft das Gegenteil bewirkt.
Der November lädt uns ein, die Stille auszuhalten – und vielleicht sogar schätzen zu lernen. Es ist der Moment, in dem wir nicht leisten müssen, sondern einfach sein dürfen.
Ich nehme mir in dieser Zeit bewusst mehr Raum für Dinge, die mir Halt geben:
- Spaziergänge, auch wenn Nebel über den Feldern hängt.
- Musik, die mich nicht aufmuntert, sondern begleitet.
- Schreiben, ohne Ziel – einfach um die Gedanken zu sortieren.
- viel Kerzenlicht statt grellem Lampenschein.
Und ich erlaube mir, gut zu mir zu sein.
Ein warmes Bad. Ein gutes Buch. Ein schöner Film.
Ein Treffen mit Menschen, die mir guttun – und eine ehrliche Absage an Verabredungen, die mir gerade zu viel sind. Der November ist eine Zeit, in der man sich selbst zuhören darf.
Manchmal merke ich, dass genau in dieser Langsamkeit etwas Neues entsteht. Eine leise Klarheit. Das Bedürfnis nach Veränderung. Ideen, die im Sommer keinen Platz finden. Der November ist nicht das Ende, sondern eine Zwischenzeit – eine, die uns lehrt, im Nichts etwas Wertvolles zu entdecken.
Licht im Grau
Vielleicht ist das der Schlüssel: nicht gegen den Novemberblues anzukämpfen, sondern ihn zu umarmen. Ihn als Einladung zu sehen, sich selbst näher zu kommen. Nicht alles im Leben muss hell und laut sein. Auch Dunkelheit kann Tiefe schenken – und das Bewusstsein, dass jedes Grau irgendwann wieder heller wird.
Tipps für sanfte Tage im November
✨ Geh täglich kurz nach draussen – selbst zehn Minuten Licht tun gut.
🕯️ Schaffe dir kleine Inseln der Geborgenheit: Kerzen, Musik, eine Tasse Tee.
📖 Tu etwas, das dir persönlich guttut – ein Bad, ein gutes Buch, ein schöner Film.
💬 Triff dich mit Menschen, bei denen du dich wohl fühlst – und sag ohne schlechtes Gewissen ab, wenn dir etwas zu viel ist.
🌙 Nimm dir Zeit für dich. Der November darf langsam sein.




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