Wenn der Herbst mein Kältetraining eröffnet
Der Herbst ist für mich jedes Jahr der Startschuss: Ich beginne bewusst mit meiner Kältegewöhnung. Was zunächst aus Spargründen beim Heizen begann, ist inzwischen fester Bestandteil meines Lebensstils geworden – und die Wissenschaft bestätigt, dass Kälteexposition tatsächlich spannende Effekte haben kann.
Meine persönliche Erfahrung mit Kältegewöhnung
Alles begann, als ich in einem kleinen Stöckli wohnte, das ich nur mit Holz heizen konnte. Wer das kennt, weiss: Manchmal knistert das Feuer noch nicht richtig, und man sitzt im dicken Wollpulli daneben und spürt, wie die Kälte durch die Ritzen kriecht. Damals erinnerte ich mich an einen Lehrer, der auch im Winter nur im T-Shirt herumlief und lachend meinte, er sei durchs Holzheizen abgehärtet. Ich wollte wissen, ob da etwas dran ist – und ja, es funktioniert wirklich!
Heute gehe ich das Ganze bewusst an: Im Herbst trage ich draussen oft noch T-Shirt, auch wenn mich Leute manchmal irritiert anschauen. Beim Duschen drehe ich die Temperatur Stück für Stück herunter – anfangs Überwindung pur, inzwischen fast wie ein kleines Ritual. So gewöhnt sich mein Körper Schritt für Schritt an kühlere Temperaturen. Das Spannende: Kälte fühlt sich für mich inzwischen nicht mehr feindlich, sondern fast vertraut an – und nebenbei spare ich sogar Heizkosten.
Und trotzdem: Jedes Kältetraining hat für mich klare Grenzen. Wer meine Beiträge aus Skandinavien kennt, weiss, dass ich mich dort oft über die Kälte beklagt habe. Über Tage hinweg bei rund 8 Grad am Tag und teilweise 0 Grad in der Nacht im Minicamper unterwegs zu sein, ist definitiv meine Grenze – besonders, wenn noch Regen dazukommt. Diese Kombination macht es für mich richtig mühsam, und da hilft auch das beste Training nicht.
Braunes Fettgewebe: Die innere Heizung des Körpers
Braunes Fettgewebe (Brown Adipose Tissue, BAT) ist ein spezielles Fettgewebe, das Wärme produziert, indem es Fettsäuren verbrennt.
- Bei Neugeborenen: Besonders wichtig, da sie schneller auskühlen.
- Bei Erwachsenen: Lange dachte man, es sei inaktiv. Seit 2009 ist jedoch belegt, dass Erwachsene durchaus aktives braunes Fettgewebe besitzen – besonders im Bereich der Schlüsselbeine und entlang der Wirbelsäule.
- Einflussfaktoren: Frauen haben meist mehr aktives BAT. Aktiviert wird es vor allem durch Kältereize, Bewegung und hormonelle Einflüsse.
Kurz gesagt: Braunes Fett wirkt wie eine natürliche „innere Heizung“ und spielt eine Schlüsselrolle bei der Kältegewöhnung.
Was Studien zeigen
Klingt alles ziemlich nach „Experiment an mir selbst“ – aber die Wissenschaft bestätigt viele meiner Beobachtungen:
- Thermoregulation: Regelmässige Kältereize verbessern Durchblutung und Stoffwechsel – man friert weniger schnell.
- Braunes Fettgewebe (BAT): Wird durch Kälte aktiviert und erzeugt Wärme, ganz ohne Zittern.
- Wärmeempfinden: Wer sich über Wochen Kälte aussetzt, fühlt sich auch bei niedrigeren Temperaturen wohler.
- Gesundheitliche Effekte: Studien zeigen Hinweise auf stärkere Immunabwehr, bessere Insulinsensitivität und sogar positive Effekte auf Stimmung & Stressresistenz.
Besonders spannend finde ich: Lange dachte man, Erwachsene hätten kaum noch aktives braunes Fettgewebe. Doch seit 2009 weiss man, dass wir alle eine Art „innere Heizung“ haben – nur muss sie durch Kälte erst geweckt werden.
Studien dazu:
Blondin et al., „Increased Brown Adipose Tissue Oxidative Capacity in Cold-Acclimated Humans“ (2014)
van der Lans et al., „Cold acclimation recruits human brown fat and increases nonshivering thermogenesis“ (J Clin Invest, 2013)
Hanssen et al., „Short-term cold acclimation improves insulin sensitivity in patients with type 2 diabetes mellitus“ (Nat Med, 2015)
Praktische Tipps für deine eigene Kältegewöhnung
- Der richtige Zeitpunkt: Am besten startest du mit der Kältegewöhnung im Spätsommer oder Herbst, wenn es draussen langsam kühler wird. So kann sich dein Körper Schritt für Schritt an die Temperaturen anpassen.
- Kleidung: Zieh dich im Herbst bewusst etwas leichter an, statt sofort zur dicken Jacke zu greifen.
- Duschen: Gewöhne dich langsam an kühleres Wasser – Schritt für Schritt.
- Heizen: Räume dürfen im Winter auch mal kühler bleiben. Ein Pullover oder Hoodie reicht oft völlig.
- Bewegung draussen: Spaziergänge bei kühlem Wetter verstärken den Effekt.
Einschränkungen & Sicherheit
Die Forschung zu „Heizkosten sparen durch Kältegewöhnung“ ist noch begrenzt. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit: Der Körper passt sich nur an, wenn er über Wochen hinweg moderaten Kältereizen ausgesetzt ist.
⚠️ Wichtig: Wer gesundheitliche Probleme hat, sollte vorher ärztlichen Rat einholen – insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Fazit: Lohnt sich Kältegewöhnung?
Für mich ist die Antwort klar: Ja! Kältegewöhnung stärkt nicht nur die Abwehrkräfte und aktiviert das braune Fettgewebe, sondern spart auch Heizkosten.
Und weil ich durch das Schreiben dieses Artikels Lust bekommen habe: Wer begleitet mich diesen Winter zum Eisbaden? ❄️💧






Zum Blogpost Umgang mit der Kälte bei einem Winterbiwak

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