Nach einer kurzen Nacht geht es am Morgen weiter. Wie so oft beginnt die Etappe mit einem kurzen, aber steilen Anstieg. Shila zeigt mir ziemlich deutlich, dass sie heute so gar keine Lust mehr hat. Sie läuft unruhig um mich herum, bleibt stehen, legt sich hin oder versucht, wieder abwärts zu laufen. Ich merke, dass es für sie inzwischen einfach zu viel wird – und ganz ehrlich, auch für mich wird das Wandern dadurch nicht einfacher.
Dazu kommt, dass ich morgens immer viel trinke und nun kein Wasser mehr dabeihabe. Nach dem Anstieg wächst die Sorge. Immerhin sind wir auf dem Trans Swiss Trail in der Schweiz unterwegs – da sollte es doch bald irgendwo Wasser geben. Nach einigen Kilometern sehe ich endlich einen Hof. Erleichterung pur! Der Bauer will gerade wegfahren, und ich spurte los wie schon lange nicht mehr. Glücklicherweise füllt er mir meine Flaschen am Brunnen auf. Auch Shila bekommt einen vollen Napf und ein paar Guddelis. Ich war selten so froh über einen einfachen Brunnen.
Gestärkt geht es weiter. Der Bauer warnt noch vor einem weiteren Aufstieg, verspricht aber eine anschliessend angenehme Wanderung. Und tatsächlich: bald wird der Weg gemütlicher, wir kommen wieder besser voran.
Übrigens führte der Trans Swiss Trail früher durch den Schluchtweg. Nach dem Sturm Lothar 1999 war dieser aber gesperrt, und so entstand die Ausweichroute über den 1414 Meter hohen Wachthubel – ein wetterfester Weg mit atemberaubender Aussicht. Genau dorthin sind wir jetzt unterwegs.
Auf der Kantonsgrenze
Auf dem Pfyffer erreichen wir die Grenze zwischen Bern und Luzern. Eine Delegation soll hier einst den Grenzverlauf akribisch abgesteckt haben. Nur auf dem Wachthubel seien die Vermesser so müde gewesen, dass sie die Linie schnurgerade weiterzogen.
Für uns geht es Schritt für Schritt weiter in Richtung Gipfel. Shila ist inzwischen völlig am Limit, und in mir reift die Erkenntnis, dass ich den Trans Swiss Trail nicht am Stück gehen werde. Stattdessen entscheide ich mich dafür, die Route in einzelnen Etappen zu wandern – so wie es für uns beide passt. Es war immer klar: Shila steht an erster Stelle. Ihr Blick hat mir deutlich gezeigt, dass sie genug hat – und sie soll auf keinen Fall leiden.
Der letzte Anstieg
Die letzten 200 Höhenmeter auf den Wachthubel haben es in sich. Mein Rucksack drückt auf die wunden Stellen an der Hüfte, meine Gelenke melden sich, und ich erinnere mich daran, dass dieser Rucksack immer noch leichter ist als mein früheres Übergewicht. Unglaublich, wie ich mich damals überhaupt bewegen konnte.
Endlich sehe ich den Gipfel vor mir – und die Aussicht belohnt für jede Anstrengung. Atemberaubend und weit, ich bin sprachlos. Wenn nicht schon wieder ein Gewitter drohen würde, hätte ich hier am liebsten mein Zelt aufgeschlagen.
Die letzten vier Kilometer führen nur noch bergab. Normalerweise wäre das Shilas Moment, in dem sie noch einmal Gas gibt. Doch heute schleppt sie sich nur noch müde voran. Nach einer Stunde erreichen wir Schangnau. Den berühmten Wasserbüffel des Schangnauer Büffelmozzarella bekommen wir zwar nicht mehr zu Gesicht, aber immerhin ist das Ziel erreicht.
Heimreise mit Wehmut
Mit Postauto und Zug treten wir die Heimreise an. Leider verliere ich unterwegs noch meine Kamera – und hoffe sehr, dass sie wieder den Weg zurück zu mir findet. Vor allem wegen der Fotos wäre das ein kleiner Trost.
Trotz aller Mühen bleibt diese Etappe für mich eine prägende Erinnerung: Wandern am Limit, die enge Bindung zu Shila und die Gewissheit, dass Wandern in der Schweiz nicht immer nur Panorama, sondern auch echte Herausforderungen bedeutet.
Fakten zur Wanderung
📏 Distanz: ca. 17 km
⬆️ Aufstieg: rund 850 Hm
⬇️ Abstieg: ca. 700 Hm
🥾 Schwierigkeit: mittel – steilere Anstiege, gute Grundkondition nötig
🌸 Saison: Frühling bis Herbst (bei Hitze eher anstrengend)
🐾 Hundetauglich: siehe unten
✨ Highlight: Aussicht vom Wachthubel und die Grenzlinie zwischen Bern und Luzern
🐶 Hundetauglichkeit
🚶♂️ Wegbeschaffenheit: Grösstenteils gut begehbare Wanderwege, teilweise steilere Aufstiege, am Wachthubel alpiner Charakter.
💧 Wasserzugang: Wenige Möglichkeiten unterwegs, Wasser unbedingt mitnehmen. Ein Brunnen auf einem Hof vorhanden.
🌳 Schatten: Kaum vorhanden, besonders bei Sonnenschein sehr heiss.
⚠️ Gefahren / Sicherheit: Keine besonderen Gefahren, aber bei Hitze hohe Belastung für Hunde.
🦴 Leinenpflicht / Freilauf: Weidetiere möglich – Leinenpflicht beachten.
🥾 Anstrengung für Hunde: Hoch – lange Strecke, viele Höhenmeter. Gute Kondition nötig.
🐾 Gesamtbewertung: 2 von 5 Pfoten (bei kühlen Temperaturen besser machbar)










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