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Rundwanderung Napf

Ostertage

Die Ostertage habe ich vor allem viel Zeit mit meiner Familie genossen. Der Freitag und Samstag war meinen 2 Neffen gewidmet. Mit ein bisschen Feuermachen üben und Draussen Zeit.

Am Montag gab es aber dann doch noch einen kleinen Ausflug. Zuerst habe ich mir überlegt die Beatushöhlen auszukundschaften. Bei einem Blick nach draussen stand aber fest das ich lieber etwas Sonnen tanken möchte. Wenn schon einmal die Sonne scheint und ein blauer Himmel ist will ich den Tag nicht in einer Höhle verbringen.

Der Vorschlag von meiner Mama auf den Napf zu gehen nehme ich dann gerne an. Bei der letzten Napfwanderung haben wir ja nicht wirklich etwas von der Aussicht geniessen können.

Ich lade also noch schnell alle meine Gadgets auf. Ich möchte heute auch mal noch das Garmin InReach testen. Für eine solche Wanderung brauche ich normalerweise kein GPS Gerät. Aber ich konnte das Garmin bisher noch nie ausprobieren und das wäre dann für den Europäischen Fernwanderweg E1 (link) doch noch schlau, wenn ich wüsste wie das Gerät funktioniert.

Lange Anfahrt ins Emmental

Wir fahren etwas mehr als eine Stunde bis wir Luthern Bad erreichen. Von hier aus geht’s Richtung Unterbadegg und danach Oberbadegg. Gleich zu Beginn erwartet uns ein recht happiger Anstieg. Das Wetter ist aber so richtig frühlingshaft. Wir kommen schnell ins Schwitzen aber können die weite Aussicht über das Emmental geniessen.

Der Napf ist nur 1408 m. ü M und ich habe nicht mehr mit viel Schnee gerechnet. Nach ca. 30 Minuten merke ich das ich vergessen habe meine Schuhe im Auto zu wechseln. So bin ich mit Turnschuhen welche kaum Profil haben unterwegs. Ich überlege mir nur kurz zurück zum Auto zu gehen um die Schuhe zu wechseln. Denke mir dann aber das es kein Problem sein sollte da die Wanderung heute technisch nicht zu anspruchsvoll sein sollte.

Der Napf ist zwischen dem Emmental und Entlebuch der höchstgelegene Aussichtspunkt und ein beliebtes Ausflugsziel. Es führt keine Strasse und Bahn zum Gipfel. Dieser kann nur zu Fuss oder mit dem Bike erreicht werden.

Der Napf besteht zu einem grossen Teil aus Nagelfluh. Er entstand als Schuttfächer, den die Ur-Aare bei ihrem Austritt aus den Alpen ins Molasse Meer des Mittellandes ablagerte. Mit diesem Geschiebe ist auch Gold aus den Berglagerstätten der Alpen ins Napfgebiet verfrachtet worden. Es kann heute noch aus den meisten Bächen gewaschen werden. Während der Kriegszeiten wurde auch Kohle im Napfgebiet abgebaut.

Schnee im Frühling

Nach ca. einer Stunde erreichen wir dann den ersten Schnee. Soviel zu meinem Plan heute den Frühling, wenn möglich ohne Schnee, zu geniessen. Ich werde ab Mai ja bereits wieder im Schnee unterwegs sein, daher dachte ich das ich das es heute auch mal schön gewesen wäre über grüne Wiesen zu gehen.

Relativ schnell habe ich dank meinem super Schuhwerk (Selberschuld ich weiss) nasse Füsse. Da es aber doch weiterhin Bergauf geht bleiben die Füsse zumindest warm. Wir gehen durch den matschigen Wald und sehen schon relativ schnell dementsprechend aus. Noch können wir aber beide darüber lachen. Nachdem wir 400 Höhenmeter geschafft haben erreichen wir die Niederenzi. Wir umrunden eine kleine Anhöhe und laufen nun auf der anderen Bergseite entlang weiter Richtung Napf. Der blaue Himmel bietet einen schönen Kontrast zur Schneelandschaft. Es geht weiter unterhalb der Ey flue über einen kleinen Grat. Danach folgt für einige Kilometer einen flachen Weg durch den Wald. Man merkt das die Wandersaison begonnen hat es sind deutlich mehr Wanderer unterwegs als in den vergangenen Wochen.

Das Ziel vor den Augen

Ab der Schlüechtli sehen wir durch den Wald unser Ziel das Bergrestaurant auf dem Napf. Das Ziel muss aber nochmals mit einem letzten Anstieg von 200 Höhenmeter verdient werden. Auf dem Napf gibt es dann aber mit einer einmaligen 360 Grad Panorama die Belohnung für die körperlichen Strapazen. Auf der einen Seite hat man eine grandiose und sehr weite Aussicht über die Alpen auf der anderen Seite kann man die weiten des Emmentals und das Luzerner Land geniessen.

Kurze Pause bevor das Abenteuer losgeht

Wir geniessen kurz die Aussicht und gönnen uns dann noch eine kleine Stärkung im Restaurant. Der Service hier lässt aber leider etwas zu wünschen übrig. Nach einer kurzen Pause machen wir uns dann auf einem anderen Weg auf den Abstieg. Ich habe schon leichte Bauchschmerzen da es doch relativ viel Schnee hat. Ich bin ein Teil dieses Wegs aber bereits mit Carlos gegangen und habe den Abstieg nicht als sehr steil in Erinnerung.

Es geht nicht mehr vorwärts und nicht mehr Rückwärts

Hinter uns sind aber noch mehrere Wanderer unterwegs sogar noch mit Kleinkind. Der erste Teil ist doch sehr steil. Durch mein geniales Schuhwerk und einem nicht ganz braven Hund in meiner Hand beschliesse ich relativ rasch ein Teil des Abstiegs auf meinem Hintern zu machen. Shila freut es und auch mir macht es Spass. Auch die Wanderer hinter uns lachen über oder besser gesagt mit uns. Ich mache mir zwischendurch dann aber auch ein bisschen Sorgen um meine Mama. Der Weg ist relativ schmal und auf der linken Seite geht es relativ steil den Abhang hinunter. Da wir im Wald unterwegs sind würde man sich sicher relativ schnell irgendwo festhalten können. Wir erreichen dann eine Stelle an der wir einen steilen Hang queren müssen. Es hat bereits einen vorgespurten Weg von den Wanderern vor uns jedoch ist dieser extrem glatt da der Schnee am abtauen ist. Ich sehe den Weg vor mir und in diesem Moment bekomme ich es wirklich mit der Angst zu tun. In meinem Kopf rattert es welche Alternativen uns übrigbleiben. Vorsichtig mache ich einen Schritt vorwärts und rutsche prompt aus. Versinke dann aber bis zur Hüfte im Schnee und verliere dabei auch noch meinen Turnschuh. Ich sehe mich schon Barfuss weiterwandern. Zum Glück kann ich meinen Schuh dann aber doch noch aus dem Loch fischen. Mein Herz rast nur schon beim Anblick der Strecke die noch vor uns liegt. Teilweise ist es eine einzige Eisfläche. Ich wende mich zu meiner Mama und sage zu Ihr das es keinen Sinn mache und wir besser umdrehen. Meine Mama ist inzwischen aber auch recht müde und bekommt beim Anblick der Strecke die wir wieder aufwärts müssen auch leichte Panik über.

Ich studiere nochmals der Weg vor mir aber sehe keine Möglichkeit diesen irgendwie zu passieren. Keine Ahnung ob ich in diesem Moment auch zu schwarzgesehen habe. Meine Mama wollte es nämlich versuchen.

Ich versuche selber einfach ruhig zu bleiben und meine Mama zum langsamen hochgehen zu motivieren. Als Tochter macht mache ich mir aber auch einige Sorgen. Diese Sorgen machen die Situation nicht einfacher. Mir laufen in diesem Moment wirklich fast die Tränen runter. Die Sonne hat sich inzwischen auch verabschiedet und so wird es auch merklich kühler.

Meine Mama ist auch kurz am rummötzeln und ich merke das auch Ihr die Situation gerade keinen grossen Spass mehr macht. Mich stresst diese Situation dann mehr als ich in diesem Moment zugeben will. Ich überlege mir bereits welcher der kürzeste aber auch einfachste Weg ins Tal ist. Zum Auto würde ich dann schon kommen und vielleicht würde ich Mama und Shila dann abholen können.

Adrenalinschub

Ich verspüre dank dem Adrenalin das es mir ziemlich übel und flau im Magen wird. Wir laufen einige Meter zurück als wir einen Wegweiser sehen. Dieser haben wir beim hinunterrutschen übersehen. Tatsächlich wäre hier die Abzweigung gewesen welche uns zurück nach Luthern Bad führt. Wir waren also auf dem falschen Weg unterwegs. Sowas nennt man dann wohl Glück im Unglück. Die Wanderer hinter uns sind dann den Weg trotz Kleinkind auf dem Rücken weitergegangen. In meinen Augen sehr mutig, wenn nicht sogar etwas gefährlich.

Dieser Weg scheint dann tatsächlich weniger Steil zu sein. Wir begegnen noch einer anderen Wanderin welche bestätigt das es nur noch ein kleines Stück steil bergab geht. Da wir auf diesem Weg den Berg aber nicht seitlich gehen müssen gelingt es viel besser als auf der anderen Bergseite. Kurz vor der Alp Trachsuegg geht’s nochmals auf dem Hintern den Berg hinab. Hier macht das Ganze dann aber auch wieder Spass. Der Weg ist zudem viel breiter und weniger abfallend.

Wir entdecken ein kleines Transportbähndli und die Verlockung in diesem Moment das Bähndli zu nehmen ist auf jeden Fall vorhanden. Immerhin haben wir hier wieder gute Laune so dass wir noch einen kleinen Fotostopp einbauen. Ab hier hat es aber keinen Schnee mehr und wir laufen nun wieder durch den Matsch. Egal ich sehe inzwischen sowieso aus wie ein begossenes Dreck Schweinchen. Es geht weiter gemütlich bergab durch den Wald. Inzwischen ist auch meine Übelkeit verschwunden so dass wir über unser kleines Abenteuer doch lachen können.

Wir verlaufen uns nochmals kurz im Wald. Statt dem Wanderweg sind wir auf der Forststrasse unterwegs. Ich sehe dank meinem InReach aber das wir in die Richtige Richtung laufen.

 

Ab dem Hof Hinter-Ey laufen wir dem Bachbett der Luther entlang bis zu unserem Auto. Nass bis auf die Unterwäsche freue ich mich inzwischen nur noch auf meine Badewanne. Die Wanderung wäre eigentlich sehr schön und ohne Schnee sicher auch sehr gut begehbar. Im Winter sollte aber zwingend gutes Schuhwerk dabei sein. Wie eigentlich bei jeder Winterwanderung.

Beim Nachhause fahre meint Mama dann nur das die ganze Geschichte was Gutes habe. Sie weiss nun auch für den E1 das ich sicher vorsichtig und überlegt handle und nichts Unnötiges herausfordere.

 

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