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Vasaloppsleden Teil 1

Sälen- Tennäng

Am Dienstag werde ich vom Bed and Breakfast Besitzer an den Start des Vasaloppsleden gebracht. So erspare ich mir 6 km entlang der Straße. Der Start ist gut ausgeschildert und man merkt das der Weg hier sehr bekannt ist. Die Markierung ist ausgezeichnet. Menschen trifft man aber auch hier selten an.

Zurück nach Hause?

Ich merke immer öfters das ich nicht der Typ Mensch bin der die Einsamkeit zwingend braucht. Obwohl ich gerne ab und zu alleine bin fehlt mir hier nun die Unterhaltung. Ob es damit zu tun hat das ich in einem fremden Land bin oder ob es der Gedanke ist das ich nun 5 Tage ohne viel menschlichen Kontakt sein werde. Ich weiss es selber noch nicht genau. Aber es zeichnet sich für mich immer etwas deutlicher ab das ich meine Pläne vom kompletten E1 verabschiede. Meine mentale Verfassung heute ist ziemlich im Keller und meine Wanderlust fast gar nicht vorhanden. Bereits nach wenigen Kilometer erreiche ich eine Schotterstrasse und überlege mir ob ich schauen soll ob mich diese an eine Bushaltestelle bringt.

Meine Motivations Equipe zuhause ermuntert mich aber dann doch weiter zu gehen. Obwohl ich mich auf Handyfreie Zeit gefreut habe bin ich im Moment froh um den Kontakt Zuhause. Ich gestehe mir diesen auch zu. Nach zwei Stunden bin ich etwas motivierter. Mir wird auch klar das meine monatliche Frauenprobleme anstehen. Meine Demotivation kann also auch gut Hormonell bedingt sein. Ich beschliesse zumindest den Vasaloppsleden durchzuziehen. Ich denke das meine Motivation und Begeisterung für den Trail zurückkommt. Der heutige Abschnitt bis zur Småganstuga führt mich hauptsächlich durch den Wald. Es sind nur 10 Kilometer. Für mich aber ein guter gemütlicher Einstieg.

Hüttenubernachtung die erste

Obwohl ich relativ früh bei der Hütte eintreffen beschliesse ich wie geplant in dieser zu schlafen. Die Hütte ist einfach eingerichtet aber sehr sauber und auch gemütlich. Eine Nacht kostet hier 6.-. Die Bezahlung kann per Swish ( Schwedisches Bezahlungssystem aber für Touristen leider nicht möglich.) oder bei der Touristik Information in Sälen oder in Mora erfolgen. Die Bezahlung erfolgt also auf Vertrauen aber für mich eine Selbstverständlichkeit. Hunde sind in den Hütten wegen Allergien nicht erlaubt. Ich reserviere mir ein Bett aber bin davon überzeugt das ich alleine bleibe.

Besuche am Abend

Kurz nach meiner Ankunft hält ein Schwedisches Auto und ein älterer Herr besucht mich. Auch wenn er kein Wort Englisch kann freue ich mich über seine kurze Stippvisite. 200 Meter neben der Hütte kann ich meine Wasservorräte auffüllen. Als ich nach meinem Abendessen auf der Terrasse sitze und am lesen bin höre ich plötzlich ein Glockengebimmel. Kurz darauf werden die Glöckchen von 2 Frauenstimmen begleitet. Mein Wunsch nicht alleine zu bleiben wurde also erhört. Vielleicht klappen die Bestellungen beim Universum ja tatsächlich. Die 2 älteren Damen sprechen kein Englisch aber wenig Deutsch. Wir unterhalten uns nur wenig aber ich freue mich über Gesellschaft.

Die 2 verschwinden kurz nach 20 Uhr in ihre Betten. Da sie wahrscheinlich früh aufstehen und mich wecken bin auch ich 1 h später im Bett. Ich habe mir an diesem Tag noch viele Gedanken zum Thema Einsamkeit gemacht und beschlossen darüber noch einen eigenen Blogpost zu verfassen.

Von Smågan nach Tennäng

Am Morgen werde ich um ca. 7:30 geweckt zu einer einigermassen humanen Zeit. Ich stehe gemütlich auf, esse Frühstück und putze die Hütte. Um kurz vor 9 starte ich. Meine Motivation ist etwas zurück gekehrt. Ich nehme mir vor mir weniger Gedanken zu machen und jeden Tag zu nehmen wie er ist. Dadurch habe ich weniger Druck und im Hinterkopf ist der Gedanke weg wie lange ich nun ohne Gesellschaft sein könnte.

Am Morgen komme ich gut voran und erreiche nach 1h und 4 Kilometer die erste Schutzhütte. Ich nutze den schattigen Platz für eine kurze Pause.

Der weitere Weg wird dann etwas eintönig ich nutze die Gelegenheit aber um nochmals zu versuchen mein Kopf frei zu kommen und an nichts zu denken. Sich absolut keine Gedanken zu machen ist gar nicht so einfach. Es gelingt mir aber heute bis ich eine sehr gut ausgeschilderte Abzweigung erreiche. Zum Glück war die nicht zu übersehen denn an nichts zu denken bedeutet auch sich keine Gedanken über den nächsten Schritt zu machen. Ich hätte mich ohne die unübersehbar Schilder sicher verlaufen.

Schreckmomente

Über den weichen Waldboden führt mich der Weg zur Skärlogsstuga. Hier werde ich aber nur mein Mittag verbringen. Es ist erst 13 Uhr und die 11km bis Tennäng sollte ich noch packen. Dort steht bereits wieder eine Hütte. Falls es mir doch zu weit wäre gibt es unterwegs noch die Möglichkeit zum Zelt aufstellen. Kurz bevor ich Skärlogsstuga erreiche zischt ca. 1 Meter von mir etwas auf und ich sehe eine Bewegung am Waldboden. Tatsächlich eine Schlange die aber schnell das weite sucht. Sie verkriecht sich am Wegrand aber lässt mich nicht aus den Augen und richtet sich bedrohlich auf. Ich mache dennoch schnell ein Foto bevor ich das weite Suche.

Wenige Sekunden später höre ich ein Geräusch und reflexartig empfährt mir ein Schrei. Die 2 Velofahrer erschrecken sich genau so ab mir wie ich ab ihnen. Der Vasaloppsleden ist teilweise gleichzeitig Wander- und Veloweg. Da sich die Wege aber zuvor getrennt haben habe ich hier keine Biker mehr erwartet. Das Schwedische Ehepaar macht mit mir zusammen bei der Hütte eine Mittagspause so das ich mich wieder unterhalten kann. Sie erzählen mir das die Schlange ziemlich giftig ist und das bei einem biss umgehend das Spital aufgesucht werden sollte. Gut zu wissen allerdings sind Bisse eher selten. In den letzten 5 Jahren gab es 2 tödliche Fälle. Ich gönne mir eine längere Mittagspause bevor ich die nächsten 11 km in Angriff nehme.

Es geht immer weiter meistens durch den Wald was ich aber bei diesen Temperaturen doch sehr schätze. Ich erreiche Mangsbodarna wo ausgewiesen ist das man Wasser entnehmen kann. Allerdings aus dem Fluss und das Wasser ist ziemlich braun. Da auf meiner Karte bei Der nächsten Hütte keine Wasserstelle ist fülle ich meine Vorräte dennoch. Ich werde es am Abend abkochen. Das Schild sagt mir das es noch 3km bis zur Hütte in Tennänget ist. Ich kann es also gemütlich nehmen. Das nächste Schild zeigt an das es bis zur Hütte noch 4 km sind. Naja auf diesen 1 Kilometer kommts nicht drauf an. Doch nur wenige Meter weiter kommt das nächste Schild mit dem Hinweis das es noch 5 Kilometer sind. Hmm ich fühle mich etwas verrarscht.

Nach 1 h bin ich noch nicht am Ziel aber bereits ziemlich müde so das ich mir eine Pause gönnen will. Kaum sitze ich jedoch werde ich von den Mücken attackiert. Ich sitze anscheinend genau in einem Mückennest. An Pause ist so nicht zu denken so das ich weitergehe. Da ich über einige Steine gehe weiss ich das ich mich konzentrieren muss. Die meisten Unfälle geschehen wenn man müde ist. 2-3x stolpere ich tatsächlich aber dank meinen Wanderstöcke fange ich mich schnell wieder auf.

Ich erreiche die Tennänget Hütte und treffe auch wieder auf die 2 älteren Schwedinnen. Ich bin mir nicht sicher ob wir uns beide freuen denn sie haben schon ein kleines Schnarchkonzert gemacht. Auch sie scheinen nicht gerade hocherfreut zu sein. Bald legt sich das ganze aber. Beide werden morgen noch die 6km nach Risberg machen und dort dann auf den Bus. Die ältere Dame hat zu starke Rückenschmerzen um bis Mora zu gehen. Sie ist 72 Jahre alt und wagt sich noch auf eine solche Tour. Wahnsinn!

Es gibt bei der Hütte doch Trinkwasser dieses muss jedoch hochgepumpt werden. Ein bisschen körperlicher Einsatz für kaltes frisches Wasser liegt aber drin. Nach dem Essen geht es wieder früh ins Bett und die Nacht wird noch schlafloser als die letzte. Nebst den schnarch Geräuschen sind es die Mücken die mich vor der dringend benötigten Erholung abhalten.

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