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Lötschentaler Höhenweg – Goldener Oktober im Wallis

Goldener Oktober im Lötschental

 

Letztes Jahr haben die Sponthuner kurz nach meiner Operation den Lötschentaler Höhenweg gemacht. Ich war schon etwas enttäuscht, dass ich bei dieser Wanderung nicht dabei sein konnte. Vor allem auch als ich die Fotos, die dabei entstanden sind, sah. Aber wie ich in einer meiner letzten Instagram Postings über das Thema Neid geschrieben habe: Es ist ja nicht so, dass ich es selber nicht mehr erleben könnte.

 

Nur ein Jahr später habe ich die Chance mich auf den gleichen Weg zu begeben. Begleitet werde ich von den zwei Nadjas von SponThun. Ursprünglich war geplant, dass wir von der Fafleralp bis zur Lauchernalp wandern. Da ich aber das letzte Wochenende nicht in den Bergen war, habe ich am Mittwoch beschlossen, dass ich die volle Ladung an Natur brauche und ein Biwak mit einplane.

 

Wir haben also geplant, dass wir zu dritt einen Teil des Höhenwegs machen und ich dann alleine noch etwas weiterziehen werde.

Ein chaotischer Start – wie könnte es bei mir anders sein

 

Am Samstag geht es für mich dann sehr früh los. Ich habe mir beim packen auch zu wenig Zeit genommen, was ich dann wieder als eine Erfahrung verbuchte. Man lernt: vergessliche Personen sollten sich beim einpacken besser Zeit nehmen. Nebst meinen Wanderstöcken habe ich auch die Daunenjacke, Essbesteck, Handschuhe und noch einiges mehr zu Hause vergessen.

 

Zugchaos

 

Zudem bin ich, mal wieder, sehr knapp in der Zeit, so dass ich den Zug von Niederscherli nach Bern fast verpasste. In Bern angekommen habe ich dann zum Glück noch 10 Minuten Aufenthalt; da kann ich mir also noch ein Frühstück einkaufen. Pünktlich stand ich dann am Gleis 3 und war erstaunt das der Zug schon bereitstand. Dieser sollte gemäss Anzeige um 34 abfahren. Die SBB App sagte mir aber das mein Zug auf dem gleichen Gleis 5 Minuten später fahren sollte. Irritiert erkundigte ich mich beim Kondikteur, welcher mit mitteilt, dass 39 kein weiterer Zug Richtung Goppenstein fährt. Ich dränge mich also in letzter Sekunde noch in den übervollen Zug rein. Im Zug schreibe ich dann noch mit Nadja. Sie bemerkt zum Glück schnell, dass ich doch im falschen Zug sitze und eine Falschauskunft von der SBB erhalten habe. Zum Glück hält der Zug aber in Thun und ich habe auch genügend Zeit zum umsteigen.

 

Schlussendlich bin ich dann sogar vor meiner Begleitung in Thun. Ich bin dann aber doch erleichtert als ich die zwei antreffe. Ich kann mich endlich entspannen und auf den Tag freuen. Auch dieser Zug ist sehr voll und wir dürfen während der Fahrt stehen. In Goppenstein wechseln wir auf das Postauto und ergattern noch die letzten Sitzplätze. Mich mit meinem grossen Rucksack durch das volle Postauto zu zwängen, ist aber gar nicht so einfach. Die Fahrt von Goppenstein bis auf die Fafleralp verspricht schon sehr viel Gutes. Wir blicken bereits auf einige goldene Lärchen. Im Tal untern sind die meisten noch grün; in den Bergen sind sie aber bereits in ihrem goldenen Herbstkleid. Auf der Fafleralp gibt es dann zuerst den obligatorischen Frauengang auf das WC.

 

Perfektes Wanderwetter

 

Das gute Wetter hat sich herumgesprochen, so dass bereits einige Wanderer unterwegs sind. Dank unserem ersten WC-Stopp umgehen wir aber dem grossen Andrang. Gemütlich, noch im Schatten, starten wir. Die Sonne ist noch versteckt hinter den Bergen. Nach wenigen Meter zücke ich bereits meine Kamera und mache die ersten Fotos. Es geht bereits ziemlich aufwärts und wir kommen schon ein wenig ausser Atmen.  Nach wenigen Kilometer endet der Wanderweg im nirgendwo. Wir merken, dass wir uns bereits zum ersten Mal verlaufen haben. Immerhin haben wir so noch eine schöne Stelle mit einer guten Aussicht erreicht.

 

 

 

 

 

Auch nutzen wir die Gelegenheit um eine Kleiderschicht loszuwerden. Wir sind inzwischen ein bisschen höher und somit an der Sonne. Wir laufen den Weg also wieder runter aber positiv wie wir sind, freuen wir uns über die zusätzlich verbrannten Kalorien 🙂

Warum man vom Goldenen Oktober spricht

 

Durch den goldenen Lärchenwald laufen wir nun immer mit Sicht auf das Bietschhorn in Richtung Schwarzsee. Der Begriff Goldener Oktober ist hier genau richtig angebracht. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir den Schwarzsee. Zwei kleine Seen mitten im farbenprächtigen Herbstwald bieten natürlich ein tolles Fotomotiv. Wir machen hier alle einige Fotos und Nädu darf noch mein Fotomodell spielen. Nach weiteren 20 Minuten treffen wir auf der Tellistafel ein. Hier gibt es die Möglichkeit sich zu stärken und die Blase zu leeren. Wir machen eine kurze Pause und lesen dabei noch eine Sage über den Mossstein. Entlang des Lötschentalers Höhenwegs stehen verschieden Tafeln mit Sagen. Es besteht die Möglichkeit ein Sagenquiz mitzumachen. Mehr Infos dazu gibt es auf (https://www.loetschental.ch/de/touren/themenwege/2811495/loetschentaler-sagenweg). Sicher auch eine gute Möglichkeit um Kinder auf dem Wanderweg zu motivieren.

 

 

 

 

Keuchender und schwitzender Aufstieg

 

Während der Pause sehen wir bereit, dass uns nun einige Höhenmeter bevorstehen. Der erste Anstieg ist auf dem freien Feld und die Sonne brennt uns erbarmungslos auf den Rücken. Obwohl der Anstieg nicht sehr lange ist, schwitzen wir bereits ziemlich. Ich bin froh als wir wieder in den Wald eintauchen, denn dieser bietet zumindest etwas Schatten. Im Wald geht es nochmals für einige hundert Meter hoch. Wir finden ein gemütliches Plätzchen im Wald und machen hier unsere Mittagspause mit direkter Sicht auf das Bietschhorn.

 

 

 

 

 

Während der Pause sehe ich einige Wanderer, die sich ziemlich weiter oben auf einem Weg befinden. Wir gehen davon aus, dass wir nun auch noch diesen Anstieg machen dürfen. Zum Glück geht unser Wanderweg nun aber mehr oder weniger flach weiter. Wir erreichen den Weiler Weritztafel welches der höchste Punkt der heutigen Wanderung ist. Hier sind die Bergbauer fleissig am Holzhacken. Wir laufen an den wenigen Häuser mit einem wunderbaren Panoramablick vorbei. Das letzte Stück führt nicht mehr durch den Wald. Ziemlich bald sehen wir dann auch unser, für mich vorläufiges, Ziel die Lauchernalp oder wie die Berner sagen «d‘ Lauchere».

 

 

 

Frauen alleine unterwegs

Während der ganzen Wanderung sind wir, frauentypisch, am plaudern und tratschen. Ich habe mit Nadja bisher noch nicht viel unternommen und so freue ich mich ein neues SponThun Mitglied etwas näher kennenzulernen. Ich geniesse die Unterhaltung mit den Mädels noch im Bewusstsein, dass ich nachher alleine unterwegs bin.

 

Auf der Laucheren angekommen erinnere ich mich an die Schulzeit, denn wir haben hier ein Skilager verbracht. Leider finde ich unsere Hütte nicht mehr. Ich begleite die beiden Nadjas noch bis zur Gondel und mache nochmals eine Pause.

Trennung auf der Wanderung

 

Für mich geht es dann noch etwas weiter auf dem Lötschentaler Panoramaweg. Ich nehme mir ab hier vor, dass ich solange laufe, wie ich noch mag. Zudem muss ich einplanen, dass ich am Sonntag um 11:30 auf den Zug sollte. Meine Oma hat noch Geburtstag und hat sich gewünscht, dass die ganze Familie vorbeikommt. Diesen Wunsch kann ich natürlich nicht abschlagen.

 

Es geht nun ziemlich steil aufwärts und ich bin schon seit 5 Uhr auf den Beinen. Ich komme nur noch langsam vorwärts. Es ist doch noch ziemlich heiss und ich merke, dass meine Motivation langsam schwindet. Da ich aber noch zu nah an der Zivilisation bin, muss ich noch etwas weiter. Ich steige also ganz gemütlich den Berg hoch.

 

 

Auffi gehts

 

Bekanntschaft unterwegs

 

Ein Wanderer, der mit entgegenkommt informiert mich dann, dass der Weg nach der Lötschenpasshütte nicht mehr wirklich toll sei. Da es ab dort sehr schattig ist, sei der Weg stark verreist und sehr rutschig. Ich habe mich vorgängig an mehreren Stellen erkundigt und bin daher etwas erstaunt über die Aussage. Ich erkundige mich noch nach der Umgebung, denn auf der App sieht die Gegend zu steinig aus für ein Biwak. Der nette Herr gibt mir zwei Tipps für geeigneteren Orte. Er kann jedoch nur schlecht nachvollziehen, dass ich wirklich draussen schlafen möchte und empfiehlt mir mehrmals doch in die Hütte zu laufen.  Ich laufe bis zum Mälcherboden und finde ein schönes Plätzchen. Da ich bis zum zweiten Platz noch eine Weile gehen müsste und es noch weitere 700 Höhemeter wären, beschliesse ich bereits jetzt mein Nachtlager aufzuschlagen.

 

 

 

 

Zeit die wir uns nehmen, ist Zeit die uns etwas gibt

 

Der wichtigste Punkt, der zu diesem Entscheid führt ist, dass ich am Sonntag keine Lust auf Stress habe. Schliesslich wollte ich diese Tour machen um zu entschleunigen und Kraft zu tanken. Nicht aber um mich selber noch mehr zu stressen. Ich richte mich gemütlich ein und laufe dann noch ein Stücken den Berg hoch um die Aussicht zu geniessen. Ich setze mich hin und geniesse die unglaubliche Ruhe, die hier herrscht. Ich könnte ewig hier sitzen und die Sonne geniessen. Leider ist diese am untergehen und so wird es relativ schnell sehr frisch. Ich gehe zurück zu meinem Biwakplatz und bereite mein Nachtessen zu. Schnell merke ich, dass ich auch mein Essbesteck vergessen habe. Nun ja selbst ist die Frau.  Da ich mein Morakniv dabeihabe, schnitze ich mir aus einem Holzstück ein Löffel. Nicht wirklich hübsch aber einsatzfähig wird das gute Stück. Ich geniesse eine Real Mahlzeit, die wirklich sehr gut schmecken, und bin froh etwas Warmes zum Essen dabeizuhaben. Mein Kocher lasse ich noch stehen, damit ich mir später noch eine Wärmeflasche machen kann. Ich habe mir das Wasser unterwegs in einem Bach aufgefüllt. Bisher hatte ich nie Probleme damit, doch heute merke ich aber, dass ich etwas Bauchprobleme bekomme. Keine Ahnung ob es vom Wasser oder vom Mittagessen herkommt. Ich richte mein Schlaflager her und beschliesse nochmals einen Spaziergang zu machen.

 

 

 

 

Nachtwanderer

 

Erstaunlicherweise kommen noch einige Wanderer entgegen, obwohl es doch bereits am eindunklen ist. Einige schauen etwas schräg, da ich ohne Rucksack herumlaufe. Relativ früh lege ich mich dann in meinen Schlafsack und lese noch etwas. Ich habe inzwischen aber ziemlich kalt, weshalb ich nochmals aufstehe um meine Benzintaschenwärmer in Betreib zu nehmen. Ich bereite meine Wärmeflasche zu und versuche die Taschenofen anzuzünden, was mir aber nur bei einem gelingt.

 

 

 

Einer meiner wichtigsten Erfahrungen, vor dem Schlafen aufwärmen.

 

Nach einigen Aufwärme-Hampelmännern lege ich mich dann wieder hin und geniesse den Sternenhimmel. Ich bin in diesem Moment unendlich dankbar, dass ich diesen Moment erleben kann. Der Blick auf die Milchstrasse, die absolute Ruhe um mich herum und die frische Luft. Ich bin so entspannt und zufrieden und kann das Ganze einfach geniessen. Ich bleibe noch eine Weile wach, weil ich meinen Blick kaum vom Sternenhimmel losbekomme, aber irgendwann fallen mir die Augen dann doch zu. Ich schlafe nicht die ganze Nacht durch, was ich aber von Zuhause kenne. Um kurz nach 2 Uhr erwache ich, weil mir in meinem Winterschlafsack zu heiss ist. Zumindest mein Kopf muss ich etwas mehr an die Luft strecken. Schnell schlafe ich wieder ein, bevor ich dann um 5 Uhr wieder erwache.

 

 

 


Kein Sonnenaufgang für mich

 

Leider ist von hier aus der Sonnenaufgang nicht wirklich zu sehen, da die Berge die Sicht verdecken. Ich geniesse mein Sonntagsfrühstück noch im Schlafsack, weil ich noch keine grosse Lust verspüre mich aus der wohligen Wärme an die Kälte zu begeben. Da ich aber entscheiden habe mir die Fr. 9.- für die Gondel zu sparen und auf Wiler zu laufen, muss ich langsam aber sicher mein warmes Nest verlassen. Ich brauche gute 40 Minuten um alles zusammen zupacken und meinen Übernachtungspatz so zu hinterlassen, wie ich ihn gestern vorgefunden habe. Nach einer Stunde erreiche ich die Laucheren und kann dort zuerst mal einen WC Stopp einlegen.

Guten Morgen Lauchere

Das Dorf ist gerade dabei wach zu werden und es herrscht eine sonntägliche Gemütlichkeit. Nach einer kurzen Katzenwäsche und umziehen geht es dann weiter Richtung Wiler. Der erste Abschnitt führt über die Strasse. Da ich nicht gerne auf Teer laufe, empfinde ich diesen Teil als nicht so schön. Doch zum Glück biege ich nach 1.5 Kilometer in den Wald ab. Kaum bin ich im Wald zücke ich wieder die Kamera und mache massenhaft Fotos. Ich poste zudem auch einige Instastory. Ich war an diesem Tag weniger Offline, als sonst in den Bergen. Da es aber so stimmig war, ist auch dies für mich vollkommen okay.

 

 

Nachdem ich mich wenige Meter verlaufen habe, darf ich nochmals einige Meter aufwärtslaufen. Der Wanderweg an dieser Stelle war nicht gerade gut ausgeschildert. Ansonsten geht die heutige Wanderung nur runter. Etwas zu früh erreiche ich dann die Talstation und habe noch etwas Zeit bis das Poschi kommt. Ich nutze diese um meine Fotos aufs Handy zu laden. Etwas über 300 Fotos sind an diesem Wochenende entstanden. Während der Postautofahrt geniesse ich nochmals die Aussicht. In Goppenstein geht’s dann wieder auf den Zug bis nach Bern. Dort werde ich von meinen Eltern abgeholt.

 

 

 

Es gibt dann noch einen schönen Sonntagnachmittag im Kreise meiner Familie. Das Biwak hat sich aber definitiv gelohnt und ich bin froh, dass ich meine Pläne ausgeweitet habe. Nun bin ich wieder fit für den Arbeitsalltag.

 

Ich kann jedem von euch den Lötschentaler Höhenweg nur ans Herzen legen. Es ist eine traumhafte und farbenfrohe Wanderung, die im Herbst einfach pure Faszination ist. Der Weg ist gut begehbar und bietet eine sagenhafte Aussicht auf die Walliser Berge. Das Bietschhorn sieht man während der ganze Wanderung. Die Wanderung lässt sich zudem auf mehrere Tagen ausweiten und man kann den gesamten Lötschberger – Panoramaweg bis nach Kandersteg machen. Für mich eine Wanderung, die auf meine Liste kommt.

 

 

An dieser Stelle möchte ich meiner Samstagsbegleitung herzlich Danke sagen. Auch an Nädu, dass ich die Fotos von ihr hier zeigen kann. Es war toll mit euch ich freue mich auf die nächste Wanderung.

 

Und nun Fotoflut 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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1 Kommentar

  1. Teddy B 29. Juli 2019

    Einfach toll, dieser „goldene“ Herbst! Ich habe den Lötschentaler Höhenweg im Sommer besucht, das waren ebenfalls „goldene“ Zeiten, kann ich nur empfehlen!

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