Als ich mich am nächsten Tag auf den Weg machen will hält mich der Herr welcher oberhalb des Campings wohnt an. Ich habe gestern bereits um Erlaubnis gefragt, da der Campingplatz eigentlich geschlossen hat. Er möchte jedoch nur ein gemeinsames Foto machen. Wir plaudern noch kurz bevor es für mich dann weiter geht. Heute werde ich über einen kleinen Pass wandern. Mein Bauch rumort heute etwas, aber ich ignoriere es ganz einfach.
Jeder macht sich seine Reise wie Sie ihm gefällt
Ich denke über mein Laufverhalten nach. In den letzten Tagen hatte ich während meiner Wanderung immer Phasen in denen ich körperlich an meine Grenzen kam. Ich versuche heute also etwas früher eine Pause zu machen und auch eine Kleinigkeit zu essen. Eigentlich habe ich während dem Spazieren keinen Hunger, aber vielleicht lässt sich so meine Leistung etwas konstanter halten. Ich bewundere Thair welcher pro Tag 40 Kilometer geht, jedoch weiss ich für mich ist dies keine Option. Sein Weg setzt mich auch nicht unter Druck. Jeder der eine solche Reise plant, unternimmt sie so wie es für ihn stimmig ist. Mich faszinieren die Reisepläne von anderen, egal ob jemand 5 Kilometer oder 50 Kilometer wandert. Ich bin auch nicht hier um ein Wettbewerb zu absolvieren. Im Gegenteil , genau diesen Leistungsdruck wollte und habe ich ja Zuhause gelassen. Das Wandern ist für mich eine Art von Meditation. Ich bin bei mir selber.
Der Pass
Nach 7 Kilometer merke ich, dass ich beim Fuss des Passes angelangt bin. Es geht zum Glück nicht extrem steil hoch und nur 400 Höhenmeter. Nur sind 400 Hohenmeter mit meinem Rucksack doch nicht ohne. Ich nehme den ersten Kilometer in Angriff; mein Bauch rumort immer wie mehr, so dass ich früher als erwartet eine Pause einlegen muss. Eine Darmverstimmung auf meinem Trip war immer etwas meine Sorge. Wenn ich Zuhause krank bin, ist es meistens eine Magen-darm-Verstimmung. Ich fühle mich nach der Pause aber genug fit, so dass es weiter gehen kann.
Ich komme wieder in den Schnee und es wird auch deutlich kühler. Ich bin aber dankbar, dass auch heute das Wetter wieder mitmacht. Der Himmel ist nicht ganz wolkenlos, aber die Sonne scheint wieder und es regnet nicht. Um 16 Uhr erreiche ich den Gipfel. Ich musste unterwegs aber immer öfters eine WC Pause einlegen. Die Aussicht von hier oben ist gigantisch. Zudem sehe ich ungefähr wo ich heute morgen gestartet bin. Ein tolles Gefühl diese Strecke zu Fuss zurück gelegt zu haben.
Auf dem Pass gibt es ein Hotel und ich überlege mir, ob ich hier einkehren soll. Für die nächste Nacht wäre ich froh eine richtige Toilette in der Nähe zu haben. Es ist aber noch etwas früh und ich habe Lust noch etwas zu laufen. In 13 Kilometer soll ein Campingplatz kommen welcher gemäss Google auch offen hat.
Ich nehme den Weg also noch in Angriff.
Es geht nun sehr angenehm weiter den Pass runter. Unterwegs treffe ich immer wieder Leute, die mich ansprechen auf meine Reise. Nach einigen Kilometer merke ich, dass ich doch langsam müde werde, es stehen mir nur noch 6 km bevor bis zum Camping. Ich merke heute jedoch, dass für mich 28 Kilometer zu viel sind und ich die nächsten Etappen nicht so planen werde.
Aber ja Erfahrungen wie diese muss ich auch selber machen. Ziemlich erschöpft erreiche ich den Campingplatz. Dieser hat jedoch geschlossen. In diesem Moment kommen mir tatsächlich die Tränen. Ich denke jeder kann sich vorstellen, dass bei einer Darmverstimmung das Wildcampen nicht sonderlich Spass macht. Zudem finde ich es hygienisch auch etwas bedenklich. Ich möchte nicht komplett flach liegen in den nächsten Tagen. Ich sehe dann in einem Camping Haus jedoch eine Bewegung. Ich klopfe an und erkundige mich, ob ich hier für eine Nacht mein Zelt hinstellen und das WC benützen könnte. Der etwas grummlige Herr meint, dsas dies nicht möglich sei, da der Camping geschlossen ist und nur für Dauermieter geöffnet. Vor meiner Nase schlägt er mir die Türe wieder zu. Nun ja auch solche Begegnungen muss es geben. Ich beschliesse daher, bereits heute ins Hotel zu gehen. Übermorgen wäre das sowiso geplant gewesen. So werden aus einem Ruhetag auch gleich zwei.
Ruhetage
Ich habe Zeit meine Füsse zu pflegen und meine weitere Route zu planen. Bis Abisko werde ich aber die sichere Variante wählen und weiter der Strasse nach gehen. Dies bringt im Moment auch der Vorteil, dass ich regelmässig einkaufen kann. Die Natur der Strasse lang lässt sich zudem auch mehr als sehen.
Meine Ruhetage sind dann auch wirklich Ruhetage. Ich treffe im Hotel ein sehr herzliches norwegisches Ehepaar und unterhalte mich lange mit ihnen. Ich geniesse zwei Tage Nichtstun. Meine Kleider habe ich noch ausgewaschen. Am Abend des 2. Ruhetages freue ich mich aber trotzdem, dass es morgen wieder weiter geht. Mein Darm hat sich dank den Medikamenten wieder beruhigt und so hoffe ich, dass die nächsten Etappen ruhiger verlaufen.
Die nächsten Tagen werden happig
Daniel Schütte 16. Juni 2018
Das letzte Foto ist der Hammer. Das sieht so toll aus mit dem Regenbogen.