Warum tue ich mir das eigentlich an?
Eine Frage, die ich mir tatsächlich öfters stelle. Man könnte sich nun fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist, wenn man sich diese Frage stellen muss. Oder aber auch ob diese Frage einfach ab und zu zum Leben dazu gehört.
Bin ich auf dem richtigen Weg? |
Ich stelle mir die Fragen oft bei Wanderungen; meistens dann, wenn ich am Limit laufe und meine Komfortzone gerade am verlassen bin. Dies ist meistens der Fall, wenn ich einen steile Passage vor mir habe. Nichtsdestotrotz mache ich es immer und immer wieder. Erstens weil diese Fragen-Momente nicht überwiegen, sondern weil das Positive immer noch deutlich höher ist. Dazu kommt, dass ich es liebe wenn ich diese «Warum? » Momente erfolgreich hinter mich bringen kann.
Verlassen der Komfortzone
Das Gefühl seine Grenzen erreicht und überschritten zu haben; etwas Neues geleistet zu haben; all dies fordert mich immer wieder heraus und ich liebe diese Herausforderungen.
Die Belohnung nach einem steilen Aufstieg |
Diese Frage stelle ich mir aber auch öfters im Zusammenhang mit meiner E1 Planung. Dadurch, dass ich meine Pläne sehr öffentlich mache; dass ich Sponsoren habe, die sich auf mich verlassen, dadurch steigt mein Druck. Ein Druck, den ich mir selber auferlege. Denn Real weiss zum Beispiel, dass ich solange laufe, wie es möglich ist. Bisher ist Real ja auch mein einziger Sponsor.
selbstauferlegter Druck
Den Druck mache ich mir also ganz alleine. Gestern habe ich meine Flugtickets gebucht und hier hat mich dann eine grössere Panikwelle erfasst. Ich werde ein Jahr weg sein; in der Natur von Schweden und dies, die meiste Zeit ganz alleine. Bin ich wirklich dafür bereit?
Es hätte nicht viel gefehlt, dass ich alle meine Pläne über den Haufen geworfen hätte. Zum Glück weiss ich ja aber, dass auch diese «Warum-Momente» vorbeigehen. Aus Erfahrung weiss ich, dass meistens nur wenige Minuten später die Welt wieder etwas anders aussieht.
Für mich ist es wichtig, dass ich lerne den Druck wegzunehmen. Zu wissen, dass ich jederzeit meine Pläne abbrechen und nach Hause gehen kann und dies kein Versagen bedeuten würde. Nicht, dass ich das möchte. Mein Ziel ist es ganz klar, dass ich Sizilien erreiche. Mein Wille ist auch gross genug .
Ich werde meine Reise unterwegs nicht bei der ersten kleineren Kriese abbrechen. Wenn ein Abbruch zum Thema wird, dann wird es eine gut überlegte Entscheidung sein.
Ich habe gestern mit einigen Kollegen schreiben können, welche mich beruhigt haben. Zudem sieht es im Moment auch danach aus, dass ich in den ersten drei Wochen begleitet werde. Klar wird es dann auch nicht einfach sein nach drei Wochen zu zweit plötzlich alleine weiterzugehen. Aber immerhin hätte ich so eine kleine Starthilfe.
Was mir auch hilft ist zu wissen, dass es anderen auch so ergangen ist; dass ich nicht die einzige bin, die sich diese Fragen stellt. Es scheint also einfach dazu zugehören. Wenn man sein gewohntes Leben verlässt und etwas Neues wagt gehört dazu eine grosse Portion Mut. Auch meine frühere Arbeitskollegin hat sich gefragt «Was mache ich hier eigentlich? » Trotzdem hat sie ihren Weg nie bereut. Denn trotz allem hinterfragen ist und bleibt der Europäischer Fernwanderweg E1 mein Traum. Auch wenn ich mir zu viele Gedanken und Sorge mache, werde ich im Mai 2018 ins Flugzeug sitzen, welches mich mit einigen Zwischenhalten ans Nordkap bringen wird. Trotz allen Unsicherheiten werde ich mich dann nach einem Tag Aufenthalt am Nordkap auf meine Reise machen.
Auf dem E1 der Norden ruft. |
Werden die Freundschaften halten?
Bei mir spielen zudem noch viele andere Gedanken mit. In meinem Kollegenkreis hat sich vieles verändert im letzten Jahr. Langjährige Freundschaften gingen zu Ende. Wie wird es mit neu geknüpften Freundschaften sein. Sind diese bereits so stabil, dass sie ein Jahr Trennung überstehen werden? Wie werde ich mich verändern?
Werde ich, wenn ich nach Hause komme, alleine dastehen? Ohne Arbeit und ohne Freundeskreis? Einige von tausende Gedanken, die ich mir mache. Wie wird es um die Liebe stehen? Ich bin in einem Alter, indem man sich langsam aber sicher eine feste Partnerschaft wünscht. Werde ich dies verpassen wenn ich weg bin? Aber kann nicht auch genau das Gegenteil passieren? Vielleicht lerne ich unterwegs jemand kennen? Wer weiss denn schon, ob ich den richtigen Weg einschlage? Gib es diesen überhaupt? Ich werde nochmals Tante. Werde ich zu viel verpassen im Leben meiner Neffen und des neugeborenen Kindes? Wird dies unsere Beziehung belasten?
Ich bin ein Familienmensch und werde meine Familie und auch besonders meine Freunde extrem vermissen. Deshalb hoffe ich auch sehr, dass mich unterwegs einige besuchen werden. Da der Flug nun ziemlich definitiv ist, kann ich auch angeben, wann ich ungefähr wo bin.
1001 Fragen
Tausende von Fragen und noch viele mehr. Aber ich kenne die Antworten darauf nicht und werde diese auch noch gerade nicht bekommen. Ich weiss nur, dass es sich richtig anfühlt zu gehen. Egal wie lange und wie weit ich komme. Aber es zu versuchen und soweit zu laufen wie möglich.
Ich habe keine Ahnung, wie weit ich komme, aber ich bin davon überzeugt, dass ich nicht voreilig aufgeben werde. Ich weiss, dass diese «Warum-Momente» wohl einfach dazugehören. Zumindest bei Frauen. Obwohl mich manchmal Panik ergreift, freue ich mich natürlich auch sehr auf mein Herzensprojekt.
Zudem habe ich nun definitiv das Garmin InReach dabei. Mit diesem Gerät werden mich einige engere Freunde verfolgen können. Sarah wird während meiner Abwesenheit den Zugriff zu meiner Seite und meinen Mails haben. Sie kann somit auch Begleitwünsche beantworten.
Es wird alles so kommen, wie es kommen muss. Daran habe ich immer geglaubt. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass der E1 und diese Zeit im Norden für mich und meine Gesundheit das Beste sein wird. Ich werde viel lernen und tolle neue Erfahrungen sammeln. Nebst der Panik verspüre ich bereits eine grosse Vorfreude auf den Mai 2018. Auch hier überwiegt mehrheitlich die Vorfreude und die Panik lässt sich gut im Zaum halten.
Die Frage auf das Warum wird beantwortet: Weil ich es will, weil es mein Traum ist und weil ich weiss, dass es der richtige Weg ist.