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Herzenssache

Zuerst mir ist es wichtig, dass dieser Blog kein Moralapostel wird. Wir sind alle alt genug, um selber zu wissen, wie wir unser Leben führen wollen, was uns wichtig ist und worüber wir uns Gedanken machen. Trotzdem ist es ein Thema, das mich beschäftigt und mir zu denken gibt.


Ich lese zurzeit viele Erfahrungsberichte im Netz über diverse Trails. Die bekanntesten sind wohl die 3 Trails in Amerika. Auch ein Grund für mich, gerade diese nicht zu machen. Wenn ich die Berichte lese, werde ich in meinen Gedanken daran nur bestätigt. Einen Trail zu machen, über den es noch keinen Film gibt und den fast niemand zu kennen scheint, hat auch viele Vorteile.

Heute habe ich gerade wieder über ein Paar gelesen, welches 2x mal einen Trail machen wollte. Beim erstenmal musste es den Trail abbrechen, beim zweiten Mal hat es ihn freiwillig abgebrochen. Dafür gab es mehrere Gründe. Der Trail ist durch Bücher und Filme sehr bekannt und somit ist der Trail nun viel stärker frequentiert als früher. Dies hat einiges zur Folge, was mir zu denken gibt. Auf den Wegen und vorallem in den Schutzhütten liegt viel mehr Müll herum. Wanderer, denen es nicht mehr darum geht, in der Natur zu sein, laufen mit lauter Musik durch die Wälder. Alteingesessene Hostels auf den Trails haben geschlossen weil sie mit den Wanderern nicht mehr zurechtkamen. Auch die sogenannten Trail Angels werden wohl immer weniger.

Meine Gedanken dazu? Weshalb unternehme ich einen solchen Trail? Worum geht es dabei? Geht es darum, möglichst viele Kalorien zu verbrennen? Wer mich kennt, weiss, dass ich in den letzten Jahren 60kg abgnommen habe. Kalorienzählen war für mich also schon ein Thema und ist es immer noch. Aber auf dem Trail geht es mir niemals darum!
Geht es darum, mir etwas zu beweisen? Mir zu beweisen, dass ich etwas kann und damit herumprahlen muss? Nein, ganz sicher nicht. Aber anscheinend geht es sehr vielen genau um diese Sachen. Toll, wenn man sagen kann, was man geleistet hat. Klar, wenn ich den E1 gehe, beweise ich mir selber damit auch etwas. Aber dies ist nicht der Hauptgrund dafür. Wir befinden uns in einer Leistungsgesellschaft, keine Frage. Jeder von uns muss/will/kann Leistung erbringen und freut sich natürlich dann auch über eine Anerkennung darüber. 

Aber mir geht es bei meinem Trail in erster Linie  genau um das Gegenteil. Aus der Leistungsgesellschaft auszubrechen. Mich für eine längere Zeit auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Zu lernen, was ich wirklich benötige. Mein Leben wird sich in einem Rucksack von ca. 70 l befinden und mit hoffentlich weniger als 15 Kg (keine Ahnung, wie realistisch ich gerade bin, aber dieses Gewicht trage ich einige Monate). Mich auf die Natur zu konzentrieren. Zu schauen, was gibt mir die Natur, was ich zum Überleben benötige? Was kann ich der Natur dafür zurückgeben? Wie weit kann ich mich ernähren, ohne auf gekaufte Lebensmittel angeweisen zu sein? Einmal für eine längere Zeit von der Zivilisation abgeschieden zu sein und einfach im Einklang mit der Natur zu leben. Die Kraft, die ich in der Natur tanken kann, zu spüren, und dies nicht nur für einige Stunden, sondern hoffentlich über Monate. Ich werde auf einigen Luxus verzichten müssen. Worauf ich mich aber auch freue. Als Pfadikind weiss ich ja auch, wie es ist, mal einige Tage nicht duschen zu können 😉

Das Wichtigste ist, was ich bereits jetzt mache, nur wird es auf einem Trail noch intensiver, die Natur schätzen zu lernen. Bewusst sein, dass ich hier auf dieser Erde nur Gast bin. Die Erde und die Natur beweist uns ja immer wieder, dass wir hier eigentlich nichts zu sagen haben. Auch wenn wir oft das Gegenteil denken. 

Wie gesagt, ich will keine Moralpredigt halten, ich bin selber kein „grüner Engel“. Immerhin fahre ich einen SUV und das fast täglich, ich benütze zuviel Plastik und werfe leider in meinen Augen auch zuviel Lebensmittel weg. Ich achte aber darauf, wenn möglich immerhin Fahrgemeinschaften zu bilden und wenns geht auch die ÖVs zu benutzen.  Gebe mir Mühe, weniger Plastik zu benützen; ich habe ein liebes „Gspändli“, das mir immer wieder die Augen öffnet.   Auch für Themen, an die ich zuwenig denke. Immerhin, meine Evian-Fläschli habe ich nun auch fast alle ersetzt :). Danke, meine Liebe! 
Wenn ich wandere, dann ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, meinen Abfall wieder mitzunehmen. Immerhin konnte ich ihn mitschleppen, also kann ich ihn auch wieder nach Hause schleppen. Das ist für mich eigentlich logisch, aber oft sehe und erlebe ich das Gegenteil. Falls es einigen wirklich nur um das Verbrennen von Kalorien geht: Man verbrennt mehr, wenn man Gewicht mitschleppt. Nehmt ihr euren Abfall wieder mit, dann verbrennt ihr also auch mehr (und ja, mir ist bewusst, dass ich hier von 2-3 Kalorien spreche 😉 ).

Mit einem Golden Retriever wie Shila merkt man immer wieder, was für Abfall an den unmöglichsten Orten zurückgelassen wird. Ich finde es toll, Menschen zu treffen, die mit Begriffen wie „Bushcraft“, „Survival“, „Biwak“ um sich werfen. Weil die ganzen Outdooraktivitäten mein Ding sind. Noch beeindruckter bin ich aber von Menschen, welche einen Übernachtungsplatz wieder so verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben. Sauber und ohne Abfall.

Hier denke ich immer wieder an eine Situation mit meinem Ex-Freund. Wir hatten unser erstes Date an der Sense. Er war Raucher. Er hat seine Zigarettenstummel aber alle eingepackt und mit nach Hause genommen zum Entsorgen. Damit hat er bei mir einige Pluspunkte gesammelt ?.
Ich finde es eine tolle Entwicklung, dass immer mehr Menschen zurück zur Natur wollen und viel Zeit draussen verbringen. Ich würde mir nur wünschen, dass alle ein Mindestmass an Anstand gegegüber der Natur einhalten. Wenn sich jeder dazu nur einige Gedanken machen würde, dann könnten wir noch lange Freude draussen an den schönen Plätzen unsere Erde haben.

Es gibt zum Glück bereits sehr viele, für die das Ganze auch eine Selbstverständlich ist. Beim Wandern geht es mir nicht darum, wie hoch mein Puls ist und wieviel Kalorien ich verbrennt habe. Meine Uhr zeichnet zwar meine Wanderungen zurzeit noch auf, dies aber mehr, damit ich in meinem „Erlebnistagebuch“ sehe, wo ich bereits überall war. Der Pulsmesser bleibt zuhause. Es geht mir nicht darum, mich mit anderen zu messen, wer besser, höher und schneller unterwegs ist. Es geht mir einzig und alleine darum, die Natur zu geniessen, die Schweiz und später hoffentlich auch andere Länder zu Fuss zu entdecken. Die Kraft der Natur zu spüren und davon einen Teil aufnehmen. Beim Wandern brauche ich keine Musik ich geniesse das Pfeifen der Vögel und Murmeltiere, das Rauschen der Bäume und das Rascheln des Waldbodens. Ich freue mich, wenn ich das Rauschen des Wassers höre, da ich mich mit diesem Element besonders vertraut fühle. Musik von meinem iPod würde mich in dieser Situation nur stören. Aber jedem das Seine ?. Ich hoffe nur, dass „meine“ Blogleser zu den Wanderern gehören, die sich gegenüber der Natur auch respektvoll verhalten.

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