Ich war früher immer sehr kälteempfindlich. Bei meinen ersten Outdoor Übernachtungen hatte ich deswegen auch einige Bedenken. Aber es war bei mir bisher nie ein Problem und ich habe nur selten, und wenn dann ganz kurz, kalt gehabt.
Ich werde euch deshalb einige meiner Tricks verraten. Wie ich von einem «Gfröhrli» (Schweizer Ausdruck für Kälteempfindliche Personen) zu einer Person geworden bin welche auch noch bei 8 Grad im T-Shirt herumgeht.
Als ich in mein Stöckli eingezogen bin musste ich mit Holz heizen. In einer speziellen Abmachung war mit meinem Vermieter besprochen das ich das Feuerholz separat bezahle. So habe ich immer ein bisschen auf mein Heizverhalten geachtet. Inzwischen ist es für mich auch der Klimagedanke, der hier eine wichtige Rolle spielt und ich vermeiden möchte unnötig zu heizen.
Irgendwann ist mir ein ehemaliger Lehrer in den Sinn gekommen. Dieser lief oft auch im Winter im T-Shirt herum. Genau aus dem Grund; er heizte mit Holz und meinte so gewöhne er sich an die Kälte. Ich hatte ja auch nicht Lust in meinem Zuhause zu frieren. Also dachte ich mir ich versuche es. Der Versuch mich an die Kälte zu gewöhnen.
Was auch gleich mein erster Tipp ist.
Sich an die Kälte angewöhnen
Du musst hier nicht frieren aber gerade ende Sommer, wenn es langsam kälter wird nicht gleich den dicksten Pullover anziehen. Ich habe nie extrem gefroren. Aber manchmal habe ich kurzzeitig etwas frisch gehabt. Ich habe damit begonnen nicht beim kleinsten «ich habe etwas kalt» gleich etwas übergezogen. So hat sich mein Körper tatsächlich langsam an die kalten Temperaturen gewöhnt. Ich habe nun aber oft in beheizten Räumen sehr schnell sehr warm. Das ist dann der «Nachteil» dafür spare ich mir das heizen Zuhause. Also wenn man sich mal daran gewöhnt hat unbedingt immer ein T-Shirt unten dem Pulli anziehen. So kann man jederzeit den Pullover abziehen. Seit aber auf die doofen Sprüche von eurem Umfeld vorbereitet.
Auch für meine Outdoor Übernachtungen ist es sicher ein Vorteil. Ich bin aber überzeugt, dass es auch für Gfröhrlis kein Problem ist ein Biwak im Winter zu überstehen
Innere Wärme
Wie sehr sich das Essen auf das Temperaturempfinden auswirkt habe ich selber in Norwegen erlebt. Nach einer anstrengenden Tagesetappe habe ich keine Energie und Lust gehabt mir was zu kochen. Also habe ich einfach etwas Schokolade und Nüsse gegessen. Viel zu wenig für die Leistung welche ich an diesem Tag vollbracht habe. Ich habe die ganze Nacht gezittert vor Kälte was alles andere als angenehm war. Obwohl ich sogar in einer kleinen Hütte übernachtet habe mit einer kleinen Heizung. Also wenn ihr draussen übernachtet dann achtet darauf, dass ihr genügend esst. Am besten etwas Warmes. Einige Gewürze heizen zusätzlich ein wie Ingwer und Cilli und auch Zimt. Esst auch genügend. Gerade wenn ihr zuvor körperlich aktiv wart.
Kopfbedeckung
Über 40% unserer Wärme verlieren wir über den Kopf. Ich habe bei längeren Touren immer ein Buff dabei. Dieses dient mir als Mütze, Schweisstuch und als Sonnenschutz gleichzeitig. Im Sommer war es in Norwegen und Schweden zusätzlich meine Augenbedeckung während der Nacht. Kaum ein Teil lässt sich so vielfältig einsetzen wie ein Buff. Für mich ein absolutes «must have»
Nicht so weit gehen bis man friert.
Ich muss mich da immer selber an der Nase nehmen. Denn ich will oft noch nicht alles anziehen was ich dabeihabe. Um sozusagen noch einen «Joker» im Ärmel zu haben. Nur aus eigener Erfahrung weiss ich auch, dass dies nicht ideal ist. Bin ich mal durchgefroren dauert es eine Weile bis es mir wieder warm wird. Also besser gar nicht so weit kommen lassen. Wenn Ihr kalt habt aber nichts mehr zum Anziehen dann hilft nur eines, bewegen.
Zwiebellock
Kein neuer Tipp aber oft denkt man einfach nicht daran. Unbedingt das Zwiebelprinzip nützen. Zwischen den einzelnen Kleidungsstücken ist mehr Luft welche als Wärmeisolator gespeichert wird. Zudem ist es so auch einfach unterwegs etwas abzuziehen, wenn man heiss hat.
Naturmaterialen benutzen
Besser als synthetische Kleider ist es Naturmaterialen wie z.b Merino Wolle zu benutzen. Diese ist Atmungsaktiv. leitet Feuchtigkeit nach aussen aber die Wärme wird nicht nach draussen transportiert.
Einige Tipps noch zum Nachtlager.
Nicht nur ein guter Schlafsack ist wichtig, genauso wichtig ist die ISO Matte welche ihr benutzt. Der Schlafsack am besten einige Zeit bevor ihr ins Bett geht ausbreiten. So haben die Daunen die Möglichkeit sich gut auszubreiten.
Vor dem Schlafen
Was ich im Winter oder bei Kälte wirklich immer mache, ist einige Aufwärmübungen bevor ich mich in den Schlafsack kuschle. Denn ich wärme den Schlafsack mit meiner Körperwärme. Ist mein Körper also warm, dauert, dass viel schneller. Also gibt es vor dem Schlafengehen einige Hampelmänner oder sonstige Übungen. Nicht zu lange aber so bis sich mein Puls etwas erhöht und ich schön warm habe.
Wenn ihr euer Nachtlager im Schnee ausbreitet dann gut darauf achten den Boden zu isolieren. z.b mit Tannästen oder wenn nur wenig Schnee liegt den Schnee zu beseitigen.
Bettflasche
Ich liebe es eine Bettflasche in den Schlafsack mitzunehmen. Die Nalgene Trinkflasche habe ich eh immer dabei und die eignen sich gut als Bettflasche. Was ich auch oft mache ist die Socken über die Flasche zu stülpen. Dann ist die Flasche nicht zu heiss und ich habe am Morgen angewärmte Socken.
Kälte auszuhalten ist sicher auch eine mentale Angelegenheit. Der Kopf macht viel aus und ich bin sicher das man sich hier auch selber überlisten kann. Sich ablenken, bewegen und nicht nur an die Kälte denken. Natürlich muss man nur soweit gehen das es auch nicht gefährlich wird. Hier ist es sicher keine schlechte Idee ein erstes Biwak so zu planen das man im Notfall wieder zurück kann oder in der Nähe einen Unterschlupf findet. Ich werde aber in den nächsten Tagen noch einen Blogpost dazu veröffentlichen.