Europäischer Fernwanderweg die Vorbereitung Teil 6 – Kündigungen
Es ist Januar; in drei Monate geht es los. Manchmal kann ich es selber noch nicht ganz fassen. Wenn ich mich in meiner Wohnung umsehe, überkommen mich regelmässig Panikattacken.
Soviel Dekoartikel, so vieles was noch rumsteht und so viel was noch weg muss. Vieles was eigentlich zu schade zum wegwerfen ist, aber doch niemand will. Aktuell versuche ich noch einiges zu verkaufen damit ich doch noch ein kleiner Betrag an meine Reise zusammen bekomme.
Die schwierigste Kündigung
Drei Monate bis zur Abreise. Das bedeutet auch, dass ich im Januar alles künden muss. Versicherungen, Handyabonnement und für mich wohl das schwierigste: meine Arbeitsstelle. Ja auch diese muss ich leider kündigen. Ich habe meine Arbeit sehr gerne und es fällt mir nicht leicht. Ein Jahr Urlaub zu bekommen war aber, verständlicherweise, organisatorisch nicht möglich.
Ich habe ein Angebot bekommen ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu machen. Ich habe auch einige Nächte über dieses Angebot nachgedacht. Werde ich nach einem halben Jahr genug haben und mir wünschen, dass ich nach Hause kann? Ich habe auch mit Freunden und meiner Familie darüber gesprochen. Ich glaube, dass was Sarah zu mir gesagt hat, war dann für mich auch der entscheidende Punkt. Wenn ich das Angebot annehme, dann muss ich nach einem halben Jahr zurückkehren. Ob ich will oder nicht. Andersrum kann ich jederzeit zurückkehren, aber es ist kein müssen.
Loslassen…
Ich denke, dass es für mich auch wichtig ist, mich einmal komplett von allem zu lösen. Einfach alles loszulassen und mich vollkommen auf mein Abenteuer einzulassen. Wenn ich den unbezahlten Urlaub genommen hätte, wäre wahrscheinlich im Hinterkopf immer ein bisschen der Gedanke gewesen «nur noch zwei Monate und dann ist es schon wieder vorbei»
Dazu kommt, dass ich eine gute Grundausbildung habe. Ich habe keine grossen Bedenken, dass ich nach meiner Auszeit keine Job finden werde. Ich bin auch bereit dafür wieder in die Pflege zurück zu gehen, falls dies nötig sein sollte.
Die Wohnung zu künden war für mich dann wiederum einfacher als erwartet. Eigentlich bin ich erst vor 11 Monate in diese Wohnung gezogen und ich habe mich zu Beginn sehr wohl gefühlt. Da die Wohnung aber nicht in meiner Traumgegend ist und auch sonst nicht alles passt, fällt es mir hier deutlich leichter, dies bereits wieder aufzugeben.
Online Flohmarkt ist eröffnet
Das Ausmisten und Verkaufen von meinem Haubestand fällt mir immer wie leichter. Je mehr ich ausmiste desto befreiender ist das Ganze. Ich habe so vieles, was ich eigentlich nicht benötige. Wer also noch Deko, Möbel, Kleider oder ähnliches gebrauchen kann, darf gerne in meiner Facebook Gruppe vorbeischauen.
Leichtes Gepäck
Oft fällt mir beim Ausmisten dann ein Text von Silbermond ein. Wie passend das Lied « Leichtes Gepäck» da gerade ist. Klar gibt es auch immer wieder Gegenstände von denen ich mich ungern löse. Mein Sofa z.b ist so einer oder teilweise auch Küchengegenstände. Das was mir nach meiner Rückkehr dann wirklich fehlen wird, kann ich ja auch wieder neu einkaufen.
Persönliche Gegenstände wie z.B Fotos kann ich bei meinen Eltern unterstellen. Ab Mai wird dann alles was ich wirklich brauche in meinem 70l Rucksack sein.
Ein Leben nur aus dem Rucksack – ich bin sicher, dass dies eine spannende und sehr lehrreiche Erfahrung sein wird. Eine Erfahrung, die sich dann auch auf mein weiteres Leben auswirken wird.
Peter 30. Januar 2018
Wahnsinn dein Mut, gratuliere Dir dazu
Steffen Spies 31. Januar 2018
Respekt an dich! Deine Texte lese ich gerne. Werde es mitverfolgen. Mir steht ja auch sowas ähnliches bevor und Ängste hab ich jetzt schon.
Du schaffst das. Ich hätte, das Angebot an deiner Stelle auch nixht angenommen.
Viel Glück.
thomassuchy 31. Januar 2018
Den Text hast du super geschrieben. Den Job zu kündigen ist kein leichter Schritt. Dieser steht mir die Tage, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, für meine Auszeit auch noch bevor.
Ich glaube das es aber der richtige Schritt sein wird. Denn nur ohne den Druck und die Gedanken im Hinterkopf das die Zeit für die Tour knapp werden könnte kann man sich vollmund ganz auf ein solches Abenteuer einlassen.
Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir für dein Vorhaben viel Erfolg.
Gruss
Thomas
Sabrina Gurtner 31. Januar 2018
Danke Steffen. Es freut mich natürlich dies zu lesen. Ich denke die Ängste gehören dazu. ES ist beruhigend zu wissen das es den meisten gleich geht 🙂 Auch gut ist es wenn man die Ängste zulassen kann. Ich bin auch gespannt was Du alles erleben wirst 🙂
Sabrina Gurtner 31. Januar 2018
Es war wirklich kein einfacher Schritt. Ich habe auch nicht damit gerechnet das ich ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub bekommen würde. Meistnes werden 3 Monate bewilligt. Ich denke auch das es ein ganz anderes Reisen wird ohne den Gedanke an die Rückkehr im Kopf. Vieleicht ist es nach 6 Jahren dann auch gut nach dem E1 was anderes zu machen. Ich kann mir auch vorstellen das ich mir verändere und da wäre eine Rückkehr vieleicht schwieriger als etwas neues zu Beginnen.
Sabrina Gurtner 31. Januar 2018
Dankeschön. Ich hoffe der Mut bleibt dann unterwegs auch 🙂
joachim noll 14. März 2018
Liebe Sabrina,
wenn der Mut aufgebracht ist, sag Bescheid.
Ich trete Dich dann!
Liebe Grüße vom alten Mann aus dem Norden!
Björn 15. April 2018
Ich kann das alles voll und ganz nachvollziehen. Wohin mit den Sachen? Was behält man? Als ich mich vor zwei Jahren aufgemacht habe, den PCT zu wandern, habe ich meinen job noch behalten. Und genau das, was du schreibst, ist eingetreten. Ständig hatte ich dieses „bald muss ich zurück“ im Hinterkopf.
Jetzt habe ich mich entschieden, nächstes Jahr den E1 nordwärts zu gehen und habe jetzt auch endgültig gekündigt. Welch eine Erleichterung!
Und den ganzen unnützen Kram, den ich vor zwei Jahren eingelagert und nie wieder rausgeholt habe, wird jetzt auch endlich entsorgt.
Leichtes Gepäck!
Hike on!
Viel Spaß!
Audrey 12. Mai 2018
Was für ein Mammut-Projekt du dir da vorgenommen hast. Großartig! Ich werde es gespannt und ein wenig neidisch verfolgen! Wenn du in Hamburg bist, meld dich gern, ob auf nen Kaffee, zum duschen oder übernachten 🙂
Ich drücke alle Daumen und wünsche dir viel, viel Freude.
Audrey