Die Natur ruft
Meine erste Woche Zuhause war sehr emotional und anstrengend. Kaum aus Island zurück erwarteten mich einige unschöne Momente. Wo gehe ich also am besten hin, wenn ich meinen Kopf durchlüften muss? Genau, ab in die Berge. Dieses Mal haben mich meine Mama und natürlich Shila begleitet. Mit Zug und Postauto sind wir am Morgen nach Adelboden gefahren.
In Adelboden angekommen erwartet uns Sonnenschein und blauer Himmel. Wenn Engel reisen, lacht der Himmel. Entlang eines Baches laufen wir in Richtung Berglägger. Shila geniesst den letzten Schnee und kann auch ab und zu ein Bad im Bach nehmen. In meiner Kindheit haben wir öfters Urlaub in Adelboden gemacht. Auch die Lenk kenne ich gut. Die Strecke ist ein Teil der Via Alpina.
Schüsse unterwegs
Wir geniessen die Gegend und die frische Luft. Shila scheint heuten einen guten Tag zu haben und sie läuft gut mit. Wir erreichen den Bergläger. Einige hundert Meter enfernt, hören wir einen Schuss. Es scheint, als komme der Schuss aus dem Wald. Ich schaue mich um kann aber nirgend wo etwas oder jemand entdecken. Wir laufen also weiter. Dann ein zweiter Schuss. Ich rufe in den Wald, weil ich denke, dass es sich um einen Jäger handelt. Kurze Zeit später flogen uns die Schüsse praktisch nur noch um die Ohren. Es fühlte sich teilweise an als würde ich den Luftzug der Geschosse an meiner Backe spüren. Leicht panisch laufen wir zurück zur Gondelstation. Nach wenigen Minuten kommt uns ein kleiner Traktor entgegen. Wir erkundigen uns bei einem freundlichen älteren Mann nach den Schüssen. Er lächelt uns an und informiert uns dann, dass es sich um einen offiziellen Schiesstand handelt. Der Schiessstand ist so gelegen das direkt über den Wanderweg geschossen wird. Wir laufen also weiter und Shila hat ziemlich Respekt. Der Lärm dröhnt uns schmerzhaft in den Ohren. Wir laufen eine gute Stunde weiter bevor wir uns eine Rast gönnen. Wir geniessen die Natur und die Aussicht auf die Berge. Der Frühling kommt langsam auch in den Bergen an. Die ersten Krokusse sind am blühen. Nachdem wir unser Mittagessen genossen haben, machen wir uns auf den Weg zum höchsten Punkt unserer Wanderung.
Hanenmos
Kurz nach unserer Mittagspause kommen wir auf eine Strasse. Ich wandere eigentlich nicht gerne auf Teer. Da die Strasse aber noch mit Schnee bedeckt ist, ist es halb so tragisch. Zudem ist kein einziges Auto unterwegs. Obwohl es ein perfekter, sonniger Tag ist, kommt uns doch kein einziger Wanderer entgegen. Wir geniessen die Ruhe. Beim letzten Aufstieg merkt man wieder, dass Shila nicht mehr die Jüngste ist. Sie benötigt doch einige kurze Erholungsmomente.
Auf dem Hanenmoss machen wir nochmals eine kurze Pause. Wir blicken auf die Bergwelt; Mama bekommt von mir auch eine kleine Berglehre. Ich kenne leider noch viel zu wenige Berge, aber nach und nach erweitere ich mein Wissen. Dank der PeakFinder App finden wir auch den Wildstrubel. Der Weg Richtung Lenk führt uns einen Teil der Skipiste entlang. Die Wintersaison ist aber auch hier zu Ende; so bleiben wir drei Mädels weiterhin ganz alleine unterwegs. Der Abstieg mit Shila ist wie immer etwas anstrengend und mühsam. Ich bin aber froh um den Bauchgurt. Obwohl wir schon einige Stunden unterwegs sind, hat Shila beim Runterlaufen wieder genügend Energie. Nach 15 Km erreichen wir die Lenk. Die Wanderung hat 730 Höhenmeter und wir waren 5,5 h unterwegs (gemütliches Tempo). Es ist eine sehr angenehme Wanderung. Unterwegs hat man einen tollen Ausblick auf die Bergkette vom Berneroberland.
In der Lenk angekommen müssen wir lange nach einem Restaurant suchen um etwas zu trinken. Das kleine Dorf befindet sich in der Zwischensaison. Es wirkt sehr verschlafen. Mit dem Zug fahren wir wieder Richtung Bern. Es war eine tolle Wanderung und mein Ziel den Kopf zu lüften habe ich erreicht. Neue Kraft und Energie für die kommenden Wochen sind gesammelt.